Unsere Einstellung zu "handzahm um jeden Preis"

bzw. "Handaufzucht" ....

 

...oder "zum Sterben zu schade" - warum wir empfehlen nur futterfeste Nymphensittichjungtiere von erfahrenen Züchtern zu kaufen....

 

Die Nachfrage nach immer jüngeren und zahmen Jungvögeln steigt stetig, leider reagieren vermehrt sog. Züchter und vor allem Händler, entsprechend und liefern, was die Kunden wollen: zahme Babynymphensittiche.

Aber mit welchen Mitteln und Wege arbeiten diese sog. Züchter und Händler, um eben dieser Nachfrage nach "jung und zahm - je jünger, desto besser" (aber nicht unbedingt zahmer!!) gerecht zu werden? Was tun sie, was ein Käufer nicht tun kann bzw. nicht tun sollte? Diese Züchter arbeiten ganz bewusst mit der Methode, die man Handaufzucht nennt.

Sie nehmen die Küken in einem Alter, wo sie noch unfähig sind, sich zu wehren, und unfähig sind, selbstständig zu fressen, aus dem elterlichen Nest. Manche Züchter gehen sogar soweit, sofort nach dem Schlupf die Küken zu entnehmen, um gleich mit der Entwöhnung von den Eltern und somit gezwungenermaßen mit der Handfütterung zu beginnen. Manche von ihnen gehen sogar soweit, die Geschwister voneinander zu trennen, und jedes Baby allein und separat aufzuziehen. Somit haben diese Babys kaum jemals Artgenossen gesehen, sondern nur: den Menschen.

Die Auswirkungen einer solchen sozialen Fehlprägung sind erheblich, leider treten die Auswirkungen dieser Fehlprägung erst im Laufe mehrerer Jahre auf und sind daher meist nicht mehr zu korrigieren.

Welche Nachteile eine Handaufzucht hinsichtlich des Sozialverhaltens nach sich ziehen kann, wurden bereits in bekannten Büchern und Internetforen ausführlich beschrieben.

Manche sog. Züchter gehen jetzt sogar dazu über Nymphensittichbabys, die noch nicht futterfest (d.h., Jungtiere, die nicht in der Lage sind, selbständig ausreichend Futter zu sich zu nehmen) sind, an unerfahrene Käufer abzugeben.

Somit ersparen sie sich selbst die zeitaufwendige und risikoreiche Entwöhnung (Umerziehung von Handfütterung auf selbstständige Nahrungsaufnahme) und bieten diese Jungtiere meist noch günstiger an als ihre gewissenhafteren Kollegen. Ein nicht futterfestes Jungtier in der Obhut eines unerfahrenen Halters läuft letztendlich oftmals Gefahr, qualvoll zu verhungern (und das wissen diese Züchter nur zu genau, aber das Interesse gilt weniger zum Wohle des Käufers, noch zum Wohle des Jungtieres, sondern eher dem eigenen - nämlich dem sicheren Wohle des Geldbeutels).

Es gibt mittlerweile vermehrt sogar Interessenten (nicht mal unbedingt Züchter), die ausdrücklich Nymphensittiche zur Handaufzucht suchen, die sie dann günstig erwerben können und dann teuer weiter anbieten - egal, ob tatsächlich futterfest oder nicht! Hauptsache, ein Gewinn ist damit zu erzielen!

Was ist so kompliziert an der Handfütterung und wieso ist es auch für den Züchter ein Risiko?

Bei ganz jungen, frisch geschlüpften Babys ist es erforderlich, einen Aufzuchtbrei zu füttern, der annähernd der Kropfmilch der Vogelmutter entsprechen soll. Der Handel bietet entsprechende Fertigprodukte an, die mit Wasser angerührt und dann mit einer Temperatur von ca. 36-38° Celsius den Jungtieren verfüttert werden müssen. Die Temperatur muss dabei ziemlich konstant gehalten werden, denn ein Jungvogel schluckt leicht abgekühlten Brei schon nicht mehr selbstständig runter und wenn die Temperatur des Futterbreis zu heiß ist, läuft man Gefahr, dass man dem Jungtier den Kropf verbrennt (Kropfverbrennung). Daher benutzen erfahrene Züchter anfangs die Kropfsonde.

Mit Hilfe dieser Sonde will man den Futterbrei über die Speiseröhre direkt in den Kropf in relativ kurzer Zeit, in der richtigen Menge und in der richtigen Temperatur einbringen. Diese Methode ist kaum zeitintensiv für den Züchter, jedoch für den Jungvogel nicht unbedingt lehrreich: bei dieser Art von Fütterung muss der Jungvogel nicht selbst abschlucken und, wenn diese Fütterungsmethode nicht fachgerecht durchgeführt wird, besteht die Gefahr, die Speiseröhre und/oder den Kropf zu reizen, wenn nicht gar zu verletzen. Manche Züchter benutzen nicht mal die medizinische Sonde, sondern basteln sich eine Eigenanfertigung: Spritzenkörper mit Schlauch, den sie dann ohne schützende Endkasse am Schlauchende in den Kropf einführen; dabei können die Schleimhäute schwerst verletzt werden.  

Liebevollere Züchter gehen zumindest später, wenn der Jungvogel schon älter ist, dazu über, den Futterbrei dann mittels Löffelchen oder Spritze direkt in den Schnabel zu geben, um so das Jungtier an das selbstständige Abschlucken zu gewöhnen. Diese Methode ist für viele aber zu zeitaufwendig, da die Kleinen eben ihre Zeit zum Fressen brauchen, der Futterbrei immer gut temperiert gehalten werden muss, und der Futterbrei auch schon mal das Gefieder verkleben kann.

 Irgendwann jedoch muss der Züchter auch dazu übergeben, den Jungvogel zu entwöhnen, d.h. ihn zur selbstständigen Futteraufnahme zu erziehen. Diese Umstellung ist immer sehr zeitintensiv und mühsam, denn das Jungtier hat ja keine unmittelbare Eltern, von denen er es erlernen könnte. Bis ein solcher Jungvogel letztendlich die ausreichende Menge Obst/Gemüse, und die zu entspelzenden Körner selbstständig zu sich nehmen kann, können mehrere Wochen vergehen.

 Da viele Züchter diese Zeit eben nicht abwarten wollen/können, kommt es immer häufiger vor, dass Jungtiere bereits verkauft werden, obwohl sie eben noch nicht futterfest sind.

 Worin liegt das Problem jetzt beim Halter?

 Der (meist unerfahrene) Halter erkennt nicht rechtzeitig, dass sein Jungtier eben noch nicht ausreichend Nahrung zu sich nehmen kann. Selbst, wenn ein Halter bemerkt, dass das Jungtier nicht richtig fressen kann, ist es ein schwieriges Unterfangen, ihn zuzufüttern.

Die Kropfsondenfütterung ist, wie bereits oben erwähnt, eine schwierige Angelegenheit. Die Zugänge zur Speise- und Luftröhre liegen in der Schnabelhöhle ganz dicht nebeneinander und können ganz leicht verwechselt werden. Wenn das Jungtier bereits befiedert ist, ist die visuelle Kontrolle, ob die Sonde auch richtig im Kropf und nicht in der Luftröhre gelandet ist, schwieriger.

Eine noch so kleine Menge Futterbrei, der in die Luftröhre gelangt, führt unweigerlich zum Tod, es gibt keine Rettung. Spritzt man zuviel Futter in den Kropf, kommt es leicht zu einer Kropfüberdehnung, Futterübersäuerung (Gärung bereits im Kropf), Verstopfung oä. Störungen/Erkrankungen. Auch ist es nicht einfach, die richtige Beschaffenheit des Breis zu bestimmen, ist er zu dünn, dann führt dies auch nicht zu der erforderlichen Nahrungsaufnahme (und kann zu durchfallartigem Kot führen), ist er zu dick, kann es zu einer Kropf- und/oder Darmverstopfung infolge von Verklumpung und/oder Gärung führen.

Die Löffel- bzw. Spritzenfütterung direkt in den Schnabel zwingt den Vogel wenigstens zum Abschlucken und er hat die Möglichkeit, wenn er genug hat, weitere Aufnahme zu verweigern. Die Futterzubereitung (Menge, Temperatur und Beschaffenheit), das Füttern selbst und dann die Säuberungsarbeiten (am benutzten Besteck sowie am Tier selbst) sind sehr zeitaufwendig und manches davon erfordert auch noch akrobatische Fingerfertigkeiten.

Nicht nur die Fütterungsmethode an sich bereitet Schwierigkeiten, sondern auch das Abschätzen der richtigen Futtermenge, die ein Nymphensittichbaby braucht, die richtige Konsistenz des Futterbreis, die ständige Gewichtskontrolle, welche für Laien (und auch Fortgeschrittene!) oftmals nicht richtig beurteilt wird usw.

Gelingt es dem Halter also, durch Füttern oder meist nur durch Zufüttern, den Jungvogel ausreichend zu ernähren, kommt schon das nächste Problem auf ihn zu:

Wie entwöhne ich jetzt das Jungtier?

Das wiederum ist eine der schwierigsten und meist langwierigen Aufgaben (und auch das, was so mancher Züchter eben scheut und gerne auf andere abwälzt).

Die Jungtiere wollen dann meist gar nicht mehr selbstständig fressen! Sie genießen es, gerade Tiere in Einzelhaltung, verwöhnt zu werden. Das selbstständige Fressen muss ja auch erst erlernt werden und: Obst und Gemüse darf dann nicht zu hart sein, Körner müssen leicht zu entspelzen sein (sofern der Jungvogel eben mal weiß, wie man die Körner enthülst), man muss daher den Jungvögeln in der Entwöhnungsphase Keim- und Quellfutter anbieten, da dieses leichter aufzuschließen und zu fressen ist. Dabei besteht wiederum die Gefahr der richtigen Zubereitung (Verpilzung) und somit besteht auch in dieser Phase die Gefahr, dass das Jungtier nicht genügend und auch unverdorbene Nahrung zu sich nimmt. Man kann ein Papageienbaby nicht dazu zwingen, selbst(ständig) zu fressen und daher ist Einfallsreichtum, Geduld und Zeit gefordert. Ansonsten bleibt nur noch der Weg zum Tierarzt oder zur Tierklinik, welcher dann die weitere Handaufzucht und Entwöhnung übernehmen muss (und die Kosten, die man durch den Kauf eines noch handzuzufütterndes Baby meint, sich sparen zu können, um ein Vielfaches erhöht).

Selbst manchem Tierarzt und mancher Tierklinik ist es aufgrund des schlechten Allgemeinzustands des Jungvogels nicht mehr gelungen, ein junges Leben zu retten, da die Organe ebenso geschwächt waren, dass die Muskeln im Kropf, Magen und Darm nicht ausreichend das Futter verarbeitet haben und somit man tatenlos zusehen musstee, wie so ein Tier verhungert.

Woran erkenne ich ein futterfestes Tier?

Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, weil man es einem voll befiederten Jungtier über die normale kurze Zeit der Beobachtung nicht ansehen kann. Nymphensittichkauf sollte Vertrauenssache sein, aber einige Vorkenntnisse können nicht schaden!

Jungtiere, die noch nicht vollständig befiedert sind, sind niemals futterfest! Und lassen Sie sich nicht erzählen, dass bei einem Jungtier die Mauser an der nicht vollständigen (oder gar schlechten) Befiederung dran schuld sein soll!

Erfahrungsgemäß können Papageien erst ab einem bestimmtem Lebensalter futterfest sein, Nymphensittiche z.B. frühestens nach 6 - 8 Wochen.

Diese Angaben sind Durchschnittswerte, sie können nicht unterschritten, aber durchaus überschritten werden, je nach dem, ob, wann und wie ein Züchter eben die zeitaufwendige Entwöhnung vornimmt.

Achten Sie also schon vorher auf die Altersangaben, ein Nymphensittich mit 5 Wochen kann noch nicht futterfest sein! Selbst dann nicht, wenn der Verkäufer dies behauptet oder gar schriftlich bestätigt!

Lassen Sie sich vom Züchter schriftlich bestätigen, dass die Tiere futterfest sind. Sie müssen sich aber bewusst sein, dass mancher es Ihnen bestätigen wird, obwohl die Tiere es nicht sind, denn es ist für den Käufer sehr schwierig, nachzuweisen! Haben Sie ein solches Tier dann erworben, beobachten Sie sein Fressverhalten und vor allem, notieren Sie seine Gewichtsveränderungen! Verliert er in wenigen Tagen mehr als 10 % seines Ausgangsgewichts, sollten Sie Rücksprache mit dem Züchter oder gar einem Tierarzt halten.

Verweigert er Ihnen die Bestätigung der Futterfestigkeit, dann können Sie eben davon ausgehen, dass das Tier eben noch nicht in der Lage ist, selbstständig ausreichend Futter aufzunehmen.

Oder tricksen Sie den Verkäufer vorher aus: Fragen Sie danach, ob er Ihnen (als Anfänger oder Unerfahrenem) ein Tier verkaufen kann, welches Sie noch mit der Hand füttern oder nur zufüttern müssen. Kann er Ihrem Wunsch entsprechen, ist Vorsicht geboten, wehrt er hingegen die Abgabe eines solchen Tieres in unerfahrene Hände grundsätzlich ab, dann haben sie einen Züchter gefunden, dem sie vertrauen können.

Fragen Sie, oder falls möglich, lassen Sie sich vom Züchter auch zeigen, wie er die Tiere vorher aufgezogen hat. Beobachten Sie, ob der Züchter die Fütterungsutensilien (Kropfsonde, Spritze etc.) peinlich sauber hält und für jedes Tier ein neues Utensil benutzt (wegen der Gefahr der Krankheitsübertragung). Nicht jeder Züchter zieht Babys aus eigenen Nachzuchten groß, viele kaufen Babys aus anderen Beständen auf, um sie eben großzuziehen und dann entsprechend teuer weiterverkaufen zu können.

 

Fazit:

Bei jeder Art der Handaufzucht oder Zufütterung ist neben der beschriebenen Handhabung auch peinlichst auf Sauberkeit und Hygiene zu achten, da es ansonsten zu weiteren, oftmals erst zu einem späteren Zeitpunkt festzustellenden Erkrankungen kommen kann: bakterielle Infektionen (Escherichia Coli, Salmonellen, Klebsilien, Pseudomonas), Virusinfektionen, Pilzbefall (Hefe- und Schimmelpilze) sowie Parasitenbefall (Würmer). Diese Erkrankungen, selbst nach erfolgreicher Behandlung, können wiederum erhebliche, dauerhafte Schädigungen an den Organen verursachen, so dass viele handaufgezogene Nymphensittiche einen viel zu frühen Tod sterben müssen. Daher gehören Handaufzuchten nicht in unerfahrene Hände und auch der Kauf von Handaufzuchten ist, im Gegensatz von Naturbruten (Aufzucht allein durch die Elterntiere) Vertrauenssache.

Überlassen Sie die Verantwortung bis zur Futterfestigkeit einem erfahrenem Züchter! Ein erfahrener Züchter wird die Babys keinesfalls den Eltern nehmen, "nur" um die Kundenwünsche nach handzahmen Nymphensittichen zu erfüllen!

Und glauben Sie niemandem, der Ihnen erzählt, nur (selbst) aufgezogene Nymphensittichbabys können zahm werden: erzählt Ihnen ein Züchter dieses, machen Sie am Besten auf dem Absatz kehrt!

Jeder kann dazu beitragen, das Leben vieler Nymphensittichbabys zu retten (denn zum Sterben wurden sie nicht geboren), indem er eben den Kauf von nicht futterfesten Tieren ablehnt! Nur somit kann verhindert werden, dass der Handel mit Nymphensittichbabys auch bei uns Wirklichkeit wird. Es liegt in unserer Hand, sie zu beschützen und den Trend, den skrupellose sog. Züchter (in unseren Augen lediglich Händler)  leider einschlagen, wieder umzukehren, nämlich dahin, dass Handaufzucht wieder lediglich zum Leben retten anstatt Leben zu vernichten, durchgeführt wird!

 

WIR DISTANZIEREN UNS AUS OBEN GENANNTEN GRÜNDEN AUSDRÜCKLICH VON DER HANDAUFZUCHT UM HANDZAHME NYMPHENSITTICHE VERKAUFEN ZU KÖNNEN!!

Unsere Jungtiere werden erst verkauft, sobald diese absolut futterfest sind. Dies ist aller frühestens mit 8 Wochen der Fall, wird jedoch je nach Tier individuell entschieden. Uns liegt unsere Nachzucht sehr am Herzen und wir wünschen uns verantwortungsvolle Besitzer, die den Jungtieren die Zeit und Geduld geben, die sie benötigen um das entsprechende Vertrauen zu "ihrem neuen Menschen" aufzubauen.

Anmerkung:

Dieser Beitrag wurde ganz bewusst in einer leicht verständlichen Weise verfasst, damit jeder auch die Gefahren versteht und erkennt, eben auch die Neulinge auf dem Gebiet der Nymphensittichhaltung. Die Leute, die eben über diese Art Beitrag lächeln, weil er eben mal ohne wissenschaftliche Bezeichnungen und Namen verfasst wurde, brauchen eine solche Hilfestellung ja nicht mehr - für sie wurde der Beitrag aber auch nicht geschrieben, und die, die lächeln, weil das Beschriebene "Blödsinn" ist und weiterhin gewissenlos Handaufzuchttiere verkaufen kann man in unseren Augen nur bemitleiden, ob so wenig Respekt vor den Lebewesen.       

Ihre

 

Familie Schmalbach